„Wasser für Franken“ – Thema beim Wintertreffen der Klassiksegler

Warum können wir hier eigentlich segeln? Woher kommt das Wasser und warum überhaupt?
Beim Franken Wintertreffen der Klassiksegler besuchten wir dieses Jahr die Seemeisterstelle in Gunzenhausen. Von dort wird die Wasserwirtschaft in Franken koordiniert und geleitet. Für Klassiksegler vielleicht ein etwas artfremdes Thema, das jedoch bei den hiesigen Seglerinnen und Seglern auf große Resonanz und starkes Interesse stieß. Wir erhielten einen profunden und v. a. spannenden Einblick in die Arbeit der Wasserwirtschaft im Norden Bayerns, detail- und anekdotenreich erklärt durch einen Segelfreund.
Er nahm uns mit auf eine Zeitreise von vor über 100 Jahren, als die ersten Ausbauarbeiten an der Altmühl begannen. Ziel: Hochwasserschutz. Wir sahen uns einen Film mit historischen Aufnahmen an. Beeindruckend zu sehen, wie die Menschen damals mit aus heutiger Sicht einfachen Werkzeugen und Mitteln schwere und schwerste Arbeiten mit großem Erfolg ausführten. Auch wenn am Ende der bezweckte Schutz vor Hochwasser dann doch nicht ganz erreicht werden konnte, war auf den Bildern zu sehen, wie schon damals das Altmühltal wild romantisch war (der Besuch lohnt immer und auch heute noch!).
Wieviel Tonnen kann ein Pferd ziehen, mit 1 PS? In dem Film sahen wir die Auflösung durch Aufnahmen von einem Pferd, das auf einem Treidelpfad ein schwer beladenes, tonnenschweres Schiff zog. Eine Lösung für heute? Aus dem Publikum kam die Idee, heute statt Pferden die vielen Radfahrer einzusetzen, die in den Sommermonaten den Altmühltal-Radwanderweg bevölkern. Vielleicht geht da ja was?
Im zweiten Abschnitt dann ein Schwenk und Blick auf heute: Nach den vorausschauenden, ja visionären Planungen schon vor über hundert Jahren und dem Bau des Fränkischen Seenlandes zum Ende des letzten Jahrhunderts wird der regenarme Norden Bayerns bei Niedrigwasser zum einen über eine Kanalüberleitung aus dem Main-Donau-Kanal mit dem Wasser aus der Donau über den Rothsee versorgt. Das andere System ist die Überleitung aus der Altmühl, dem Altmühlsee und dem Brombachsee. In diesem zweiten System wird heute erfolgreich das Hochwasser aus der Altmühl aufgenommen. Beide Systeme funktionieren technisch unabhängig voneinander und ergänzen sich. Wichtig sei auch der Naturschutz mit Schutzbereichen an den Seen und die Stromproduktion mit insgesamt fünf Kraftwerken.
Eine Hochmesse für Seglerinnen und Segler mit technischem Interesse und Verständnis. Eine Freude für alle, die sich für den Wassersport in Franken interessieren. Denn aus dieser Wasserwirtschaft ist für uns der Große Brombachsee als größtes Segelrevier hier in der Region entstanden. Für kleine Kielschiffe und für Jollen sehr gut geeignet. Inzwischen hat sich dort eine lebhafte Segelszene etabliert, ja auch mit so einigen Klassikern.
Autor: Lars Münch